Konstruktiver Journalismus: Neue HSD-Studie zeigt differenzierte Nutzungsmuster

Konstruktiver Journalismus gilt vielen als Hoffnungsträger für eine demokratiestärkende Medienlandschaft. Doch wer nutzt eigentlich solche lösungsorientierten Angebote? Eine neue Studie des Forschungsschwerpunkts Communication Research@HSD an der Hochschule Düsseldorf liefert nun erstmals detaillierte Einblicke in das Nutzerverhalten.

Im Rahmen einer Online-Befragung mit 1.825 Teilnehmenden untersuchten Prof. Dr. Olaf Jandura und sein Team, welche Bevölkerungsgruppen sich konstruktiven journalistischen Inhalten zuwenden – und unter welchen Bedingungen. Die Studie wurde durch die Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post ermöglicht.

Keine pauschale Präferenz – aber deutliche Unterschiede

Zwar zeigt sich, dass konstruktive Beiträge nicht generell bevorzugt werden, eine pauschale Ablehnung lässt sich jedoch ebenso wenig feststellen. In der Präferenzfrage wählten 41 Prozent der Befragten einen konstruktiven Beitrag aus – mit signifikanten Unterschieden je nach Thema: Während beim Klimawandel 45 Prozent zu lösungsorientierten Inhalten griffen, waren es beim Thema Migration nur 38 Prozent.

Thema, Bildung und politische Haltung beeinflussen Auswahl

Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Besonders Personen mit höherem Bildungsniveau, mittlerer politischer Selbstwirksamkeit sowie jüngere Befragte (18–24 Jahre) beim Thema Klima zeigten eine höhere Bereitschaft, konstruktive Beiträge zu wählen. Zugleich spielen politische Überzeugungen eine zentrale Rolle: Leser bevorzugen dann konstruktive Inhalte, wenn die darin angebotenen Lösungen mit ihren eigenen politischen Einstellungen übereinstimmen. Das widerspricht der verbreiteten Annahme, konstruktiver Journalismus sei per se Brückenbauer.

Empfehlungen für Regionalverlage

Für regionale Medienhäuser ergeben sich laut Studie strategische Chancen: Konstruktiver Journalismus kann zur Ansprache neuer Zielgruppen beitragen – etwa junger, politisch weniger aktiver oder medial entfremdeter Nutzer. Erfolgsversprechend sind insbesondere Themen mit geringerem Polarisierungspotenzial, wie nachhaltige Stadtentwicklung oder zivilgesellschaftliches Engagement.

Prof. Dr. Olaf Jandura

Prof. Dr. Olaf Jandura
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